In der Festspiel-Werkstatt 2019 kommt die Kammeroper Z von Minas Borboudakis zur deutschen Erstaufführung. Dieser Politthriller erzählt und beleuchtet die Geschichte der Ermordung von Grigoris Lambrakis, die in Griechenland jeder kennt. Doch wer ist eigentlich Z?
Wer ist Z?

[Auszüge aus dem Text von Alkyone Karamanolis Tod eines Friedfertigen: Der politische Mord an Grigoris Lambrakis aus dem kommenden MAX JOSEPH]
36 Tage vor seinem Tod, es ist ein Aprilmorgen im Jahr 1963, erklimmt Grigoris Lambrakis die Stufen zum Hügel von Marathon. Er legt einen Blumenstrauß nieder, entrollt ein Transparent und spannt es zwischen seinen ausgebreiteten Armen auf. „Hellas“ steht daraufgeschrieben, rechts und links davon das Friedenssymbol. In den Augen der griechischen Behörden ein unerhörtes Vorgehen. Die Regierung hat den Friedenslauf verboten und zur Sicherheit gleich ein landesweites Versammlungsverbot ausgesprochen. Dass es Grigoris Lambrakis überhaupt bis nach Marathon geschafft hat, verdankt er seiner parlamentarischen Immunität und seinem zähen Willen.
Es sind die Jahre des weißen Terrors in Griechenland. Der Zweite Weltkrieg ist fast nahtlos in einen Bürgerkrieg übergegangen, dessen Ende noch keine 15 Jahre zurückliegt. Zwar sind die Royalisten mit tatkräftiger Unterstützung
Großbritanniens und der USA daraus als Sieger hervorgegangen, vielen Griechen gelten die Visionen der Linken, auf deren Liste auch der parteilose Lambrakis ins Parlament gewählt wurde, dennoch als die bessere Lösung. Die Linke verspricht nicht nur ein besseres Los für die vielen Menschen, die am Existenzminimum leben, sie hat als maßgebliche Akteurin des Widerstands gegen die Nationalsozialisten eine besondere moralische Strahlkraft.
Am 22. Mai, wenige Wochen nach seinem Friedensmarathon, erreicht Lambrakis wieder eine Morddrohung. An diesem Tag soll er in Thessaloniki auf einer Veranstaltung der „Freunde des Friedens“ sprechen. Schon die Vorbereitungen gestalten sich tumultuös. Der Besitzer des Saals, in dem die Versammlung stattfinden soll, zieht seine Zusage in letzter Sekunde unter fadenscheinigem Vorwand zurück, die „Freunde des Friedens“ sind gezwungen, auf ein viel zu kleines Gewerkschaftsbüro auszuweichen. Ein Foto zeigt Grigoris Lambrakis nach seiner Rede. Eine begeisterte Menge applaudiert ihm. Es scheint ein Moment der Freude und der Hoffnung zu sein, Lambrakis wirkt gelöst und voller Elan. Dann, es ist kurz nach 22 Uhr, verlässt er das Gewerkschaftsgebäude in Begleitung einiger Weggefährten. ...
(Lesen Sie den ganzen Text im kommenden MAX JOSEPH, Erscheinungsdatum 19. Juni)
Am heutigen Tag jährt sich der Mord an Grigoris Lambrakis zum 56. Mal. Der Titel der Oper Z von Minas Borboudakis geht auf den gleichnamigen Roman von Vassilis Vassilikos zurück, der die Geschichte bereits 1968 erzählte. Z, im Griechischen der Buchstabe Zita, verweist auf das griechische Verb zeí, "Er lebt". Nach der Ermordung Lambrakis' wurde das „Z“ in vielen Städten Griechenlands auf Straßen, Bürgersteige und auf Fassaden gemalt – als Zeichen des Protests, aber auch als Zeichen einer unerbittlichen Zuversicht. Das Erbe des Demokraten und Pazifisten Lambrakis würde sich letzten Endes durchsetzen.
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Schauplätze von Z







Fotografin: Eva Karagkiozidou